„Liebe Anwesende, liebe Freunde und Freundinnen einer lebendigen Bibliothekskultur in Berlin:
Das, was jetzt der ZLB blüht, wird schon längst mit den Bezirksbibliotheken gemacht!
Seit beinahe zwanzig Jahren werden die bezirklichen Bibliothekssysteme mit einer strangulierenden Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR), viel zu geringen
Mittelzuweisungen und periodischen Personalkürzungen in eine widersinnige Konkurrenzsituation gegeneinander gezwungen und unter existentiellen Druck gesetzt
(seit Anfang der neunziger Jahren wurden 2/3 der öffentlichen Bibliotheken in Berlin geschlossen).
Die KLR verlangt in erster Linie, Ausleih- und Umsatzzahlen zu produzieren, ohne Rücksicht auf die Qualität des Bestandes. Nach den r Jahrtausendwende verschärfte
sich der von Verwaltung und Rechnungshof ausgeübte Druck, den Bestandsaufbau per Standingorder vorzunehmen, durch pauschale Bestellungen bei der EKZ
oder gelegentlich auch bei einer lokalen Buchhandlung.
Seit über zehn Jahren kommt die von der Senatskulturverwaltung ausdrücklich begrüßte Praxis der Bestseller-Abonnements dazu, d.h. die von kommerziellen Interessenten ermittelten Listen der bestverkauften Bücher werden Woche für Woche in 2-3 Exemplaren von einem großen Teil der Bezirksbibliotheken gekauft. Die Spielräume für der FachkollegInnen vor Ort für eigene Kaufentscheidungen betragen schätzungsweise im Durchschnitt nicht mehr als 10%, tendieren stellenweise gegen Null. Es kommt zu einer wachsenden Dominanz der Mailstreamliteratur in den Regalen der Bezirksbibliotheken und aufmerksame LeserInnen berichten mir seit Jahren, dass sie interessante, kritische, historische-politische, anspruchsvolle (Sach-)Literatur immer weniger in ihren Bezirksibliothek entdecken, wenn es diese Bibliotheken überhaupt noch gibt.
Eine andere negative Auswirkung der KLR sind die bereits seit langem in den Bezirksbibliotheken angewandten Makulierungs-Regeln: jedes 2-3 Jahre nicht ausgeliehene Medium muss ausgesondert werden, der inhaltliche Wert spielt keine Rolle, die Umsatz-Zahlen müssen stimmern. Selbst heimatkundliche Bestände werde von dieser Büchervernichtungs-Regel nicht ausgenommen, es sei denn, es gibt wie im Bezirk Wilmersdorf LeserInnen, die vor Ort massiv gegen eine derartige Praxis aufbegehren
Meinen Beitrag möchte ich mit einigen Worten von Ingeborg Bachmann beenden, aus einer Dankesrede, die sie im Jahre 1959 gehalten hat: „Wie der Schriftsteller die anderen zur Wahrheit zu ermutigen versucht durch Darstellung, so ermutigen ihn die anderen, wenn sie ihm, durch Lob und Tadel zu verstehen geben, daß sie die Wahrheit von ihm fordern und in den Stand kommen wollen, wo ihnen die Augen aufgehen.
Die Wahrheit nämlich ist dem Menschen zumutbar.“
Ingeborg Bachmann äußert sich bewusst zu der gesellschaftspolitischen Verantwortung des Schriftstellers.
Ich möchte ergänzen, auch die Bibliotheksbeschäftigten sind sich oder sollten sich ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst sein, für die Qualität ihrer Bestände, für die Wahrung des kulturellen Erbes und für eine Bibliotheksarbeit, die an den Interessen der Menschen in ihrem Einzugsbereich ausgerichtet ist.
Das Gleiche fordere ich auch von denen, die für die Bibliothekspolitik in dieser Stadt Verantwortung tragen.“
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Stiftungsrat der ZLB beschließt: Standing Order und Büchervernichtung: Ein aktueller Termin zur ZLB: Montag, 2.3.2015, 14 Uhr, R. 376, Abgeordnetenhaus von Berlin: Sitzung des Kulturaussschuisses, Hauptthema: ZLB-Bestandspolitik, anwesend neben ZLB-Vorstand Volker Heller als ExpertInnen: Hella Schwemer-Martienßen/Hamburg, der Personalratsvorsitzende der ZLB und der Verfasser des kritischen Gutachtens für den Personalrat, Peter Delin………………………………………………………………………………………
Der Berliner Senat machte im Frühjahr und Sommer 2013 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen mobil, um für seine Variante zu werben: die ZLB als „Ankernutzung“ auf dem Tempelhofer Feld. Dabei verwickelte er sich durchaus in Wiedersprüche, z.B. wenn Bibliothekare und Bildungspolitiker aus Helsinki eingeladen wurden, um die Gleichartigkeit der Entscheidungen in europäischen Metropolen für attraktive neue Bibliotheksbauten zu belegen. Die KollegInnen aus Helsinki konnten allerdings berichten, dass man sich dort – trotz einer bereits gut ausgebauten Zentralbibliothek an der Peripherie der Innenstadt – bewusst für einen Neubau in der Mitte der Hauptstadt entschieden hat, neben Rathaus, Museum und anderen relevanten Kulturinstitutionen.
Mittlerweile gibt es von mehreren stadtplanerisch und -poliisch engagierten Fachleuten Untersuchungen zur bestmöglichen Lage einer Zentralbibliothek und zu ‚kulturbasierten‘ Entwicklungsstrategien im städtischen Raum.
Als erstes soll hier die Untersuchung von Rolf Stein genannt werden:
Zur optimalen Lage eines Standortes für eine städtische Bibliothek – ein theoretischer Ansatz am Beispiel der ZLB Berlin,
s. http://www.stadt-und-region.net/pdf/ZLB_Standorte.pdf
Der Autor, studierter Volkswirt mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalforschung, kommt in diesem Beitrag zu dem Fazit:
„Überträgt man dies auf die Standortwahl für die ZLB in Berlin, so dürften fast alle in der ersten Analyse untersuchten zehn innenstädtischen Standorte in diesem kostengünstigen Bereich liegen.“
Rolf Stein machte uns freundlicherweise auch auf einen weiteren, sehr interessanten Beitrag des niederländischen Stadtforschers Robert Kloostermann aufmerksam.
Er sandte uns dazu folgenden, kommentierenden Text:
„Sehr empfehlenswert für die Diskussion um den richtigen Standort für eine neue ZLB in Berlin ist ein Artikel von
Robert Kloosterman: New Urbanity in an Old City: The Case of Amsterdam
(Als Download verfügbar unter: www.dare.uva.nl/document/182423)
Auf Deutsch: Die Lehre aus Amsterdam: Neue Urbanität in der alten Stadt
(In: Geographische Zeitschrift, Jg. 97, Nr. 2/3, 2009, S. 113-129).Der Text basiert auf dem aktuellen theoretischen Unterbau der Stadtforschung und verwendet eine Reihe von Fachbegriffen, ist aber auch für Fachfremde weitgehend verständlich. Eine kleine formale Kritik ist vorauszuschicken: Das Literaturverzeichnis im frei verfügbaren, englischen Text ist nicht ganz vollständig, listet also nicht alle verwendeten Quellen auf.
Robert Kloosterman ist Professor für Wirtschaftsgeographie und Raumplanung an der Universität Amsterdam. In seinem Artikel geht es u.a. darum, wie und unter welchen Bedingungen kulturelle Institutionen und Aktivitäten dazu beitragen können, brachliegende Flächen, Gebäude oder städtischen Räume zu revitalisieren. Solche ´kulturbasierten´ Entwicklungsstrategien, werden inzwischen in vielen Städten der Welt eingesetzt.
Sicher ist die Situation von Amsterdam als alter Handelsmetropole mit pulsierendem Stadtkern ganz anders als die von Berlin, wo sich eine neue Wirtschaftsstruktur und räumliche Mitte erst wieder herausbildet. Dennoch gibt es Ähnlichkeiten: Hier wie dort gibt es große städtische Gebiete, die bislang abseits der städtischen Entwicklung lagen. Zugleich spielte im niederländischen Fall die neu erbaute, multifunktionale Oopenbare Bibliotheek Amsterdam (OBA) eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung eines Teils der ehemaligen Hafenanlagen. Ähnliches plant der Berliner Senat in Tempelhof, wo um die neue ZLB ein ´Bildungsquartier´ etabliert werden soll. Da sich der Senat zudem explizit auf das Beispiel der OBA als Begründung für den Neubau im Südwesten des Tempelhofer Feld bezieht, ist dieser Fall für die Standortdiskussion in Berlin höchst aufschlussreich.Kloosterman gibt einen recht fundierten, kurzen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Diskussion in der Stadtforschung, die sich um solche kultur-basierten Strategien rankt. Er unterscheidet unterschiedliche Arten von kulturellen Distrikten, beschreibt deren Entwicklungsbedingungen und verdeutlicht seine Analyse am Beispiel der Stadt Amsterdam und ihrer OBA und anderer Kulturinstitutionen.
Bei allen Ähnlichkeiten, die es hinsichtlich der Funktionalität, dem hohen architektonischen Anspruch und den mit der Ansiedelung der Bibliotheken verknüpften Entwicklungsstrategien gibt, existiert zwischen der geplanten Berliner und der neuen Amsterdamer Bibliothek ein gravierender Unterschied. Dieser ist in der völlig unterschiedlichen Verortung der Bibliotheken im städtischen Raum zu sehen. In Berlin soll die neue ZLB an der Peripherie der inneren Stadt entstehen, weitab von den zentralen, urbanen Räumen. In Amsterdam wurde die neue OBA in direkter Nähe zum Stadtzentrum, in fünf Gehminuten von Zentralbahnhof angesiedelt. Dieser zentrale Standort war, wie in dem Artikel dargelegt wird, für den großen Erfolg der Bibliothek und auch des sie umgebenden Quartiers von außerordentlicher Bedeutung. (R. Stein)“
Auf der von Senatsseite sehr hochrangig besetzten Veranstaltung am 3.6.2013 in der Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Titel: „Eine Bibliothek für alle: Neu, anders und in Tempelhof“ war ausdrücklich auch Hans von Velzen, der Direktor der OBA (Openbaaren Bibliotheek Amsterdam), als Kronzeuge eingeladen „zu der Idee und Umsetzung der neuen ZLB“. Über den kleinen, aber gewichtigen Unterschied, dass die OBA in direkter Nähe zum Stadtzentrum, nur 5 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt angesiedelt wurde, hörten die Anwesenden kein einziges Wort.
Auf der Veranstaltung zur „Bibliothek der Zukunft – Zukunft der Bibliothek“ am 13.5.2013 im Gemeinschaftshaus der Nordischen Botschaften waren mehrere skandinavische KollegInnen anwesend, die über aktuelle Bibliotheksplanungsprozesse in ihren Ländern berichteten.
So gab es in Aarhus und Helsinki selbstverständlich eine jahrelange Diskussion mit BürgerInnen, KommunalpolitikerInnen und BibliotheksbenutzerInnen, bevor eine Entscheidung über Standort und Konzept des Bibliotheksneubaus getroffen wurde. Die Bibliothekarin Pirjo Lipasti aus Helsinki berichtete, dass die finnische Hauptstadt, obwohl sie bereits über eine sehr gut funktionierende Zentralbibliothek am Rande der Innenstadt verfügt, sich bewusst entschieden hat, eine neue Hauptbibliothek in der Mitte der Stadt zu bauen, neben Rathaus, Oper und Museum.
Welch ein Kontrast zu Berlin. Hier entscheidet der Bürgermeister persönlich und ohne Wenn und Aber, wohin die Zentralbibliothek gesetzt wird und welchen außengeleiteten bibliotheksfremden Zielen sie als erstes zu dienen hat.
Frauke Mahrt-Thomsen 24.6.2013
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Zu der Diskussionsveranstaltung am 7.3.2013 im Rathaus Schöneberg von Berlin: Auseinandersetzung um die Zukunft des Tempelhofer Feldes;
TeilnehmerInnen an der Podiumsdiskussion: Hermann Barges, Landschaftsarchitekt, Bürgerinitiative100% Tempelhofer Feld; Beate Winzer, Initiative Gedenkort Tempelhofer Feld; Frauke Mahrt-Thomsen, AK Kritische Bibliothek, u.a.:
Auf dieser Veranstaltung wurde bezogen auf die ZLB-Planungen deutlich, dass selbst einigen im Politikbetrieb erfahrenen Leuten die von der ZLB 2008 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Standortes Blücherplatz (AGB) nicht bekannt ist, weil ZLB und Senat alles getan haben, um sie in der Versenkung verschwinden zu lassen. Der Nachweis dieser Studie, dass am Halleschen Tor genügend Platz vorhanden wäre, um einen Ausbau der AGB in der für einen ZLB-Neubau geforderten Größenordnung vorzunehmen, hätte einfach gestört bei der Durchsetzung der vom Senat von oben vorgenommenen Festlegung, dass die neue ZLB aufs Tempelhofer Feld kommt, weil dieses in den Randzonen auf jeden Fall bebaut werden soll und dafür eine „Ankernutzung“ gebraucht wird.
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Verwaltungsgericht Berlin weist Klage über das Volksbegehren für das Weltkulturerbe Flughafen Tempelhof und mehr Transparenz in der Politik ab
Das Verwaltungsgericht Berlin hat am 13.06.2012 die Klage der Vertrauensleute zum Volksbegehren Flughafen Tempelhof aus dem Jahr 2008 abgewiesen. Die Initiatoren des Volksbegehrens hatten rund 25.000 Unterschriften gesammelt und am 09.06.2009 den Antrag auf Durchführung des Volksbegehrens gestellt. Der damalige Senat von Berlin hatte Teile des Volksbegehrens für unzulässig erklärt. Dagegen waren die Initiatoren vor das Berliner Verfassungsgericht gezogen, das die Klage jedoch aus formalen Gründen abgewiesen hat. Mit der neuen Klage wollten sie den Berliner Senat zwingen, sich aufgrund der inzwischen geänderten Rechtslage erneut mit dem Volksbegehren zu beschäftigen und dieses in vollem Umfang zuzulassen. Hierzu gibt es nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Berlin allerdings keine Rechtsgrundlage.
Für die Vertrauensleute bleibt es eine höchst unbefriedigende Situation, dass das damalige Vorgehen des Senats zwar offensichtlich verfassungswidrig war, daraus aber keine Notwendigkeit zur Korrektur resultiert.
Trotz der Klageabweisung in diesem Verfahren sieht sich das Aktionsbündnis be-4-tempelhof.de weiterhin als Interessenvertreter von 25.000 Berlinerinnen und Berlinern, die ein Volksbegehren erreichen wollten und von 62.053 Tempelhof-Schöneberger Bürgern, die sich am 07.06.2009 mit 65,2 % Mehrheit in einem erfolgreichen Bürgerbegehren für den Erhalt des Zentralflughafen Berlin-Tempelhof und als UNESCO-Weltkulturerbe ausgesprochen haben:
Das erfolgreiche Bürgerbegehren vom 07.06.2009 hat die Wirkung eines BVV-Beschlusses.
Wir fordern den Berliner Senat und den Bezirk Tempelhof-Schöneberg daher erneut auf, alle Bebauungspläne für das Tempelhofer Flugfeld unverzüglich einzustellen und für die Landeszentralbibliothek einen zentralen Alternativstandort zu suchen.
Das Aktionsbündnis be-4-tempelhof.de dankt allen Unterstützern.
Weitere Informationen unter www.be-4-tempelhof.de
Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag des Aktionsbün,dnisses be-4-tempelhof.de
Michael Freitag
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Kommentar von Frauke Mahrt-Thomsen:
Die Initiative macht auf einen ganz wichtigen Tatbestand aufmerksam:
Die Bürger aus dem Umfeld des Flughafens stellen sich entschieden gegen jede Bebauung des Tempelhofer Feldes und fordern den Senat auf, einen anderen, zentraleren Standort für die ZLB zu suchen! Ihr erfolgreiches Bürgerbegehren vom 7.6.2009 hat die Wirkung eines BVV-Beschlussen. Ich finde, das sind gewichtige Argumente, die sich auch die an einer besseren Planung für die ZLB interessierten Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus zunutze machen sollten.
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„Die Landesbibliothek kann gerne dort gebaut werden wo sie hingehört, nämlich im Stadtzentrum, aber nicht auf diesem historischen Ort“, d.h. auf dem Tempelhofer Feld, so Volker Perplies vom Volksbegehren für das Weltkulturerbe Flughafen Tempelhof, nachzulesen in der Pressemitteilung des Aktionsbündnisses www.be-4-tempelhof.de vom 04.06.2012. Dem können wir nur zustimmen: die Zentral- und Landesbibliothek
gehört – wie auch in angloamerikanischen und skandinavischen Kommunen – in die Mitte der Stadt.
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Die Bürgerinitiative Tempelhof 42 lädt zu einem Informationsseminar über Vergangenheit und Zukunft des Flughafen Tempelhofs, am 6.5.2012, 15-19 Uhr, in die (Verwaltungs-) Bibliothek des Rathauses Schöneberg, 1.Stock, ein, in dessen Rahmen Frauke Mahrt-Thomsen ein Kurzreferat über die ZLB-Planungen aus Sicht der Kritischen Bibliothek halten wird. Wie berichtet, will der Senat die neue ZLB auf die südwestliche Ecke des Tempelhofer Feldes setzen, inmitten eines von ihm geplanten und erst zu entwickelnden Gewerbegebiets. Inzwischen hat die Partei Bündnis 90/Die Grünen den Senat aufgefordert, die bisherige Kostenschätzung seriöser zu begründen und die Standortfrage erneut zu überprüfen.
Die Interessen der Bürgerinitiative Tempelhof 42 sind primär auf den Erhalt des Flughafens Tempelhof als historisches Erbe und Freiraum für die Bevölkerung gerichtet, aber es ergeben sich Überschneidungen mit dem Anliegen der Kritischen Bibliothek, die Standortfrage für die ZLB mit den BürgerInnen zu diskutieren!
Das Seminar findet im Rahmen des XXVII Black International Cinema Berlin statt,
s.http://www.black-international-cinema.com/BIC12/bic_12_ge.htm
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Unter großer Publikumsbeteiligung fand am 28.2.12 die Veranstaltung zum geplanten Neubau der ZLB im ehemaligen Restaurant des Flughafens Tempelhof statt. Ca. 250 BürgerInnen wurde zunächst das Konzept des Senats erläutert, der die ZLB als ‚Anker‘ in ein geplantes Gewerbegebiet am südöstlichen Rand des Flughafengeländes setzen will, damit dieses zusammen mit Schulen und möglicherweise Privat-Universitäten zum ‚Bildungsquartier‘ wird. Volker Heller von der Senatskanzlei für Kulturelle Angelegenheiten und Vorsitzender des ZLB-Stiftungsrats pries den ‚zentralen und attraktiven Standort‘, weil sich dort eine U- und S-Bahnlinie kreuzen und eine Autobahn nah vorbei führt, und versprach, dass die neue Bibliothek 63 000 m² umfassen und täglich 16 Stunden an 360 Tagen im Jahr geöffnet sein soll. Alle anderen Standorte wären durchgeprüft worden und kämen nicht in Frage.
Die Stadt Aarhus in Dänemark wurde als Paradebeispiel vorgeführt, wie wunderbar sich eine Bibliothek dazu eignet, ein randständiges Quartier zum ‚center of the city‘ zu machen. 2014 wird dort nach 20jähriger Planungsphase die neue Zentralbibliothek im Hafengelände eröffnet.
In der nachfolgenden Diskussion gab es viel Kritik an der ZLB-Standort-Entscheidung, an dem Zubauen des Tempelhofer Feldes überhaupt, an der Lärmbelästigung durch die Autobahn, an der mangelnden Prüfung von Alternativen (Was ist mit dem Marx-Engels-Forum?), an der unzureichenden Offenlegung der Kostenkalkulation, an der Institutionalisierung der Bestands- Zersplitterung durch die geplanten Teilbestände im Humboldt-Forum, an der verspäteten Bürgerbeteiligung und der falschen Herangehensweise an die ZLB-Planung: die Bibliothek dürfe nicht als Mittel zum Zweck ‚Belebung eines Gewerbegebiets‘ benutzt, sondern sie muss dorthin gesetzt werden, wo sie für alle am besten wahrzunehmen und zu erreichen ist: in der Mitte der Stadt.
Außerdem besteht bei verschiedenen Rednern die Befürchtung, dass die Bezirksbibliotheken, die schon jetzt unter massiven Finanznöten leiden, durch den Super-Neubau gänzlich in den Schatten gestellt und verdrängt werden. Direktorin Claudia Lux versichert, sie kämpfe für ein Berliner Bibliotheksgesetz und für die Zusammenarbeit mit den dezentralen Bibliotheken.
Nur acht Tage später erfährt die staunende Berliner Öffentlichkeit: Volker Heller wird neuer ‚Management-Direktor‘ der ZLB und Claudia Lux geht, wie die TAZ titelte, ‚Ab in die Wüste‘ . Bereits ab 1.April 2012 wird Claudia Lux im Emirat Katar eine Zentralbibliothek aufbauen, die schon 2014 eröffnet werden soll.
Der von Volker Heller geleitete ZLB-Stiftungsrat beschließt, die Direktorenstelle der ZLB bis wenigstens zum Herbst 2012 n i c h t auszuschreiben. Nikolaus Bernau kommentiert in der Berliner Zeitung vom 8.3.2012: „Das Signal ist fatal: Jeder Bibliothekar, der kompetent genug für diesen Job ist, weiß nun, Bibliotheksdirektoren werden in Berlin bestenfalls als Beirat zum Management-Direktor berufen. Es zählt nicht die Bildungsvision, sondern der strahlende Neubau.In Katar will man diesen Fehler ofenbar vermeiden. Dort wird ganz auf Bildung und Kultur als Zukunftsinvestition geseht…Warum soll sich eine agile Frau wie Claudia Lux mit deutschen Bürokraten und Politikern herumschlagen, die Breitenbildung und Bibliotheken jahrzehntelang als Ballast betrachten, sie dann im Wahlkampf als Teil der Stadtentwicklung und Integrationspolitik entdecken und nun dafür ständig gelobt werden wollen? Da geht man doch lieber in die Wüste.“
Frauke Mahrt-Thomsen 19.3.2012
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Der Berliner Senat und die ZLB laden ein zur Diskussionsveranstaltung am 28.2.2012:
„Bibliothek und Metropole – Der Neubau der Zentral- und Landesbibliothek als Motor der Stadtentwicklung“
Unter diesem Motto diskutieren am 28. Februar um 18:30 Uhr im ehemaligen Flughafenrestaurant.
Diskutieren Sie mit –
Wir laden Sie ein und möchten mit Ihnen diskutieren.
Stellen Sie Ihre Fragen vorab auf unserer Facebook-Fanpage oder senden Sie uns eine email:
zursache@tempelhof-projekt.de
Ihre Fragen und Anregungen fließen mit in die Diskussion ein.
vollständiger Text auf http://www.tempelhoferfreiheit.de/ueber-die-tempelhofer-freiheit/aktuelles/einladung-zur-sache-tempelhofer-freiheit/
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Am 28.11.2011 fand beim Bund Deutscher Architekten, Landesverband Berlin, das Gespräch über die zukünftige Zentral- und Landesbibliothek statt. Obwohl von Senats- und Bibliotheksseite davon ausgegangen wurde, dass die Entscheidung über den künftigen Standort der ZLB bereits gefallen ist (Tempelhofer Feld), lautete der Tenor vieler Beiträge, sowohl von den geladenen Experten wie aus dem Publikum:
– die Standort-Festlegung durch die Politik erfolgte voreilig,
– eine Vielzahl alternativer Standorte wurden nicht untersucht,
– die Möglichkeiten einer kreativen Umnutzung des Flughafengebäude wurden nicht genauer geprüft,
– die Diskussion geht alle BürgerInnen in dieser Stadt etwas an, sie muss in die Öffentlichkeit getragen werden,
– die wichtigsten ExpertInnen sind die BenutzerInnen der Bibliothek, sie müssen aktiv in die Diskussion einbezogen werden.
Es ist deutlich, dass Senat und Bibliothek die Öffentlichkeit bisher nur in engen Grenzen an der Diskussion und vor allen Dingen Entscheidungsfindung beteiligen wollen, von einer Bereitschaft, die Standortfrage wieder offen zu halten und sich erst nach Ende eines öffentlichen Diskussionsprozesses festzulegen, war nicht die Rede.
Ebenso wie die Occupy-Wall-Street-Bewegung im Zuccotti-Park müssen die Bürgerinnen und Bürger von ihrer ZLB Besitz ergreifen.
Sie müssen gefragt werden, wenn es um die Wahl des Standortes geht.
Die Politik muss lernen, auf die Stimme des Volkes zu hören!
Hier findet Ihr detaillierte Aufzeichnungen von dem Gesprächsverlauf:
ZLB-Gespräch Bund Deutscher Architekten 28.11.2011 (DOC)
Frauke Mahrt-Thomsen
In der TAZ vom 23.11.2011, S.15, gibt es einen ganzseitigen Artikel von Rolf Lautenschläger über die ZLB:
Die Bibliothek der Zukunft. Neue Chefsache. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit macht weiter als Kultursenator und will eine öffentliche Superbibliothek auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelshof bauen. Claudia Lux, Bibliotheksdirektorin, freut sich darauf.
Leider muss man bei der TAZ jetzt auch schon bezahlen, wenn man alte Artikel im TAZ-Archiv lesen will.
Aber vielleicht gehören einige von Euch bereits zu den Archiv-AbonnentInnen?
Hier nur kurze Auszüge aus dem Artikel, die sich mit der Standortdebatte befassen:
„Der Standortfrage sei man in der Debatte keineswegs aus dem Weg gegangen, betont sie (Claudia Lux). ….
Klar, dass nur die Konzentration aller Funktionen, in einem großen Haus und mit guter öffentlicher Anbindung eine Lösung bietet – eben Tempelhof. ‚Ein idealer Standort‘, findet sie
Zankapfel Standort
Es gibt in Berlin nicht wenige, die das anders sehen. Der vorgesehene Bauplatz am südlichen Rand des Flughafengeländes sei der falsche, zumal die Zukunft des 350 Hektar großen Areals noch offen ist. Eine Bibliothek an dieser peripheren Stelle wäre zu abgelegen, eine Zentralbibliothek gehöre in die Stadt, sagen sie.
Im Oktober 2011 eröffnete der Bund Deutscher Architekten Berlin eine Ausstellung, die sich mit ’40 pointierten Statements in den öffentlichen Diskurs um das Bibliotheksprojekt einbringen wollte .Dass unter den 40 Architekten auch solche waren, die visionäre Projekte auch auf dem Exflughafen landen ließen, ist evident. Überwiegend aber platzierten die Planer ihre Architektur-Ideen in das Zentrum der Stadt – oder schlugen gar die Erweiterung der AGB vor. Es gibt am bestehenden Standort durchaus Raum für mehr, wie die Architektin Christine Edmaier vorführt. Am Hauptbahnhof, auf dem Gelände des Gleisdreiecks und an der Jannowitzbrücke, am Zoologischen Garten, an der östlichen Spree oder nahe dem Schlossplatz fanden die Architekten ebenfalls Flächen für eine Bibliothek. Auf eine Bibliothek am Rande Tempelhofs neben einem Gewerbegebiet mit Autobahnanschluss setzen sie nicht.“
Die Diskussion geht weiter, auch in den Berliner Medien:
http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1874864/Viel-Zuspruch-fuer-Berliner-Bibliotheken-aber-zu-wenig-Personal.html
und
http://www.bz-berlin.de/archiv/gro-szlig-er-zulauf-aber-wenig-geld-fuer-berlins-bibliotheken-article1357424.html
Die Bezirksbibliotheken weisen zu Recht darauf hin, dass sehr hohe Ausgaben für die eine zentrale Bibliothek nicht dazu führen dürfen, dass den sowieso schon gebeutelten Bezirksbibliotheken immer mehr die Luft abgeschnürt wird, dass es eine ausgewogene
Bibliotheksentwicklungsplanung für die ganze Stadt geben muss.
Frauke Mahrt-Thomsen 11.1.2012
Was ist das eigentlich für ein merkwürdiger Arbeitskreis „Kritische Bibliothek“, der nichts Besseres zu tun hat, als gegen den Neubau der ZLB zu stänkern. Seit dem Fall der Mauer vor fast 25 Jahren warten die Berliner auf einen Neubau für Ihre Zentralbibliothek. Statt die großartige Initiative von Klaus Wowereit zu unterstützen – sie nützt schließlich allen Berlinern – besonders denen, die nicht so privilegiert sind – lässt dieser Arbeitskreis keine Gelegenheit aus, dagegen vorzugehen. Der AK Kritische Bibliothek befindet sich wohl im falschen Film und sollte sich vielleicht umbenennnen in AK Kritisch gegen die Bibliothek.
Peter Delin
[…] unbedingt von Nöten, da viele die Entscheidung für die Errichtung in Tempelhof als autoritativ bezeichnen und deshalb einen Bau mehr um Zentrum der Hauptstadt […]
[…] sich ein Volksbegehren, wobei aber eine Klage hierzu vom Verwaltungsgericht Berlin abgelehnt wurde. Am 7. März fand im J.-F. Kennedy Saal des Schöneberger Rathauses eine Diskussionsveranstaltung/Podiumsdiskussion zur “Auseinandersetzung um die Zukunft des […]
[…] Folgendes Portal berichtet laufend zum Thema ZLB http://www.kribiblio.de/?p=209 […]